Es ist bekannt, dass das Sprachrohr des Nationalszialismus Adolf Hitler sich bereits sehr früh gegen Rudolf Steiner und die Anthroposophie ausgesprochen hat.
Es ist des weiteren bekannt, dass die Nationalsozialisten sich gegen verschiedene spirituell arbeitende oder auch nur arbeiten wollende oder sogar nur zu arbeiten vorgebende Gruppen gewendet haben. Alles Spirituelle war ihrer "Blut und Boden" - Gesinnung ein Greuel. Wer in irgend einer okkulten Gesinnung den Hintergrund des Nationalsozialismus sucht, wird einen solchen nicht finden. Vielmehr ist es eine Mischung aus Furcht und Angst vor dem selbständigen Geist, Haß auf alle Offenbarung des Geistes und der Unfähigkeit kraftvolle, lebendige Gedanken zu entfalten, die als Urbild der Zivilisation des faschistischen Staates zugrunde liegt.
Sein Ideal ist der Krafterfüllte körperliche Mensch ohne geistigen Inhalt und ohne geistige Sendung: der blinde Machtmensch.
Der Haß auf das Judentum ist der Hass auf das Volk, das in der Lage war, dem Geiste der Welt ein Haus zu bauen, einen Tempel: den Leib des Jesus von Nazareth. Dass dazu zwei Leiber nötig waren, soll hier nicht vertieft werden. Die Verbindung zwischen Himmel und Erde herzustellen, aufrecht zu erhalten und zu vertiefen, ist gemäß dem Vorbild des Erlösers das Urbild eines christlichen Lebens. Das Reich Adolf Hitlers verfolgte die umgekehrte Sendung. Alles Individuelle und alles Menschheitliche wurde abgelehnt. Nur das, was nicht allgemein und nicht individuell war, sollte Bestand haben: "Du bist nichts, dein Volk ist alles!"
Der Impuls der Anthroposophie wollte und will dem individuellen Menschengeist als einem freien Wesen durch geistige Erkraftung, seelische Übung und leibliche Geschmeidigkeit (Eurythmie, Sprachgestaltung) den Weg zum Geistigen im Weltenall weisen. Es hat daher im sog. 'Dritten Reich' keinen stärkeren Gegensatz gegeben als den zwischen der Ich-Kultur der Anthroposophie und der ichverachtenden und -vernichtenden Grundwesenheit des Nationalsozialismus.
Das hatte notwendig zur Folge, dass Anthroposophen auch verfolgt wurden. Einige Beispiele sollen hier zur Darstellung kommen.
Rolf Speckner