Klemens Honselmann hat 1990 im Archiv für Diplomatik, einer Fachzeitschrift für "Schriftgeschichte, Siegel- und Wappenkunde" einen Aufsatz mit dem Titel "Initiae Corbeiae", also "Die Anfänge Corveys" veröffentlicht. Darin glaubt er einen "Erlebnisbericht der Gründung Corveys eines aus dem Sollingkloster Hetha gekommenen Mönches von 822" rekonstruieren zu können.
Er benutzt dabei eine Handschrift aus dem 17.Jahrhundert in der Erzbischöflich Akademischen Bibliothek in Paderborn. Es handelt sich um die Handschrift Pa 130,13 (lib.var.XIII) im Archiv des Paderborner Studienfonds.
Die Handschrift beginnt mit den Worten:
"Die Anfänge Corveys
nach Lambert von Hersfeld, wie auch aus der zusammengeschriebenen corveyschen Chronik von MEIBOM. Nach Letzner, und nicht zuletzt nach dem alten Autor, der die Überführung des Heiligen Vitus beschrieben hat. --- Dies sind in etwa dessen Worte: ...." Der Originalwortlaut ist in lateinischer Sprache und von mir übersetzt.
Klemens Honselmann bestreitet nun, dass diese Quellenangaben richtig seien, es seien in dem genannten Schriftstück keinerlei Spuren der von dem unbekannten Autor genannten Gewährsleute zu finden. Wenn auch die Inhalte weitgehend übereinstimmten, gingen doch Teile der Erzählung über die benutzten Quellen hinaus.
Das letzte ist zwar der Fall, doch sind die nicht in den vier genannten Quellen enthaltenen Wortlaute ausnahmslos einleitende Worte. Ferner kann man nachweisen, dass sich der Text mit Ausnahme der einleitenden Bemerkungen vollständig wie ein Puzzle aus den vier genannten Quellen zusammensetzt. An einzelnen Stellen sind Ergänzungen eingefügt, die aber gerade auf den Ursprung der vermeintlich neu entdeckten karolingischen Quelle im 17.Jahrhundert hinweisen. So zum Beispiel, wenn die Worte des karolingischen Augenzeugen Radbert, der Ort sei gelegen vom Quell des Vaters aus zum Aufgang der Sonne hin auf dem Weserufer ("Est locus pergentibus ad ortum solis de Fonte Patris, situs supra Wiserae..") von dem Abschreiber erläutert wird mit "de fonte, hoc est Paderbornae Padris". Paderborn heißt Quell des Vaters, es ist eine Eindeutschung des lateinischen Fons Padris. Wenn man es zur Erklärung heranzieht, schreibt man offenbar in einer Zeit, in der der Begriff Paderborn gang und gebe ist, nicht im Anfang des 9.Jahrhunderts. Gerade die Stellen, an denen der unbekannte Autor über seine Quellen hinausgeht, belegen seine Verwurzelung im 17. Jahrhundert.
Klemens Honselmanns Rekonstruktion erweist sich damit als willkürliche Konstruktion, um es freundlich auszudrücken. Der Vater dieser "Quelle" saß am Quell des Vaters, nicht in Hethis.