Hegel hat einmal ausgesprochen, dass seine Philosophie nichts anderes wäre als die Philosophie des Görlitzer Schusters Jakob Böhme, nur klarer ausgesprochen. Auf einer Tafel der 'Geheimen Figuren der Rosenkreuzer' wird der Anfang der Weltentwicklung in Bildern und in den Begriffen des deutschen Idealismus vorgeführt. Diese Darstellung entspricht weitgehend derjenigen in Helen Blavatskys 'Geheimlehre' und in Rudolf Steiners "Geheimwissenschaft im Umriß". Ich habe das im Einzelnen in einerm kleinen Aufsatz zur Tafel 25, der letzten Tafel des ersten Heftes der Geheimen Figuren von 1785, dargestellt.
Die frühen Phasen der Kosmologie in den geheimen Figuren der Rosenkreuzer.
Die Tafel 25 in der Ausgabe der 'Geheimen Figuren der Rosenkreuzer' von Schneider hat in einer oberen Reihe drei runde Körper, darunter zwei mit der Spitze nach unten weisende Dreiecke, deren unteres einen Kreis umfasst, in dessen Mitte die Spitze des oberen etwas kleineren Dreiecks ruht. Gegenstand unserer Betrachtung sind die drei Kreisflächen in der oberen Reihe.
Unter der linken der drei Kreisflächen, die ich als Kugeln verstehe, aber vorläufig weiter als Kreisfläche bezeichnen werde, steht das Wort „EWIGKEIT.“. Unter dem mittleren lesen wir das Wort „ZEIT.“. Es berechtigt uns dies, in den drei oberen Kreisflächen die Darstellung einer Entwicklung zu sehen, die sich von links nach rechts, in der üblichen Richtung des Lesens abspielt.
Unter der dritten Kreisfläche stehen Worte, die sich auf die der ersten beiden beziehen, aber auf das, was über den ersten beiden Kugeln zu lesen ist: „Aus CHAOS die WIRCKUNG der ELEMENTEN.“ Ehe wir dies zu verstehen suchen, betrachten wir zunächst die ersten beiden.
Über der ersten Kreisfläche steht „DER UNGRUNDT“. Während alle anderen Beschriftungen mit einem Punkt begrenzt werden, steht hinter diesem Wort kein Punkt. Über dem Zweiten steht „DER GRUNDT.“. Der Ungrundt ist der ursprünglichen Wortbedeutung nach etwas, was „ohne Grund“ ist. Was ohne Grundt ist, bringt sich selbst hervor. Die Physik und die anderen materialistischen Naturwissenschaften kennen nichts, was ohne Grund ist.
Aber Rudolf Steiners ‚Philosophie der Freiheit‘ und seine ‚Geheimwissenschaft im Umriß‘ kennen den Ungrundt sehr gut. Das Zurückführen einer Sache auf ihren Grund geschieht nämlich im physikalischen Geschehen derart, dass eine äußere Einwirkung vorhanden sein muss wie es am Beispiel der Bewegungen von Billardkugeln nach dem Stoß zu beobachten ist. Dieses im zeitlichen Ablauf jeweils einem momentan wirksamen Grund folgende Geschehen findet nur eine Unterbrechung in dem Billardspieler. Er gibt den ersten Anstoß zu dem Geschehen. Dieser erste Anstoß kann auch äußerliche Gründe haben wie das Gewohnheitsmäßige Billardspielen jeden Nachmittag um 17.00 oder die Aussicht auf einen Preisgewinn oder ein höheres Prestige im Siegesfall, usw.
Es kann der Billardspieler aber auch spielen, weil er spielen will, das Spiel kann ihm Selbstzweck sein. Dann kommt der Grund aus der geschehenden Handlung selbst und geht ihr nicht voran. Der Mensch kann sich selbst in seinen Handlungen bestimmen: er kann sich Selbstzweck werden. Er handelt wie er handelt, weil er so sein will wie er durch die Handlung ist. Die freie Handlung hat keinen Grund außerhalb ihrer selbst. Die freie Handlung ist ein oder der UNGRUNDT. Den Anfang der Welt kann man daher nur als freie Handlung begreifen. Jede unfreie, bloß physikalische Handlung setzt etwas voraus, das ihm vorausgegangen ist. Spreche ich vom Urknall als dem Anfang, muß ich mich fragen, was da geknallt hat, wie es zustande gekommen ist, usw.
Zwar existiert der frei Handelnde schon vor der freien Handlung in Raum und Zeit. Aber seine Handlung wird nicht von einem räumlich-zeitlichen Geschehen bestimmt, sondern von seiner Liebe zu seiner moralischen Intuition. Seine Liebe zu der von ihm als ihm wesenseigen erkannten Intuition ist Motiv und Triebfeder seiner Handlung. Er liebt seine Intuition, weil sie ihm sein Wesen enthüllt. Besser gesagt: Weil er sein Wesen darin erkennt, strömt die Liebe seiner Intuition zu und ergreift und verwirklicht sie. Dieser Inhalt meines Wesens („So möchte ich sein!“) ist kein zeitlicher. Die moralische Intuition hat Dauer- oder Ewigkeitscharakter. Bringe ich das, was mir in der moralischen Intuition wolkenhaft vorschwebt, und was sich dann unter Blitzen in mein zeitliches Bewusstsein entlädt, als Gedanke in Worte, erscheint mir der zeitliche Grundt (meines Handelns). Er ist zunächst noch voller Leben, eine aufregende Einsicht, zugleich von meiner Liebeskraft warm umhüllt, die ihn in die Tat überführen will, die den Keim entfalten will.
Betrachten wir nun die erste Kreisfläche: aus der Mitte des Kreises schweben 13 weiße Wolken vor – uns schwebt etwas vor. Die Wolken füllen den Innenraum der Kreisfläche fast vollständig aus. Es bleibt ein blauer Bereich um die ausbordenden Wolken. Aus der Mitte zucken auch sieben rote Blitze hervor. Sie bringen das, was im Ungrund noch verborgen ist und nur geahnt wird, nur wolkenhaft vorschwebt, ins Dasein. Uns geht der Inhalt unserer Intuition wie zuckende Blitze auf. Über der Kreisfläche steht „DER UNGRUNDT“ ohne Punkt, darunter „EWIGKEIT.“ mit Punkt. Links neben der Kreisfläche steht „Das EWIGE NICHTS und doch ALLES“. Insofern das Ewige nicht im Raum ist, ist es für alle leiblichen Sinne unwahrnehmbar, für Augen unsichtbar, für Hände ungreifbar: also ein Nichts. Andererseits ist der Gehalt meines höheren Wesens wie auch der aller anderen handelnden Wesen darin: Alles.
Über der ersten Kreisfläche steht „DER UNSICHTIGE, UNBEGREIFLICHE CHAOS.“ Was uns intuitiv aufgeht, muss immer erst in eine zeitliche, nachher unter Umständen auch in eine räumliche Ordnung gebracht werden. Vorher ist es in einem jeder Ordnung eines Nacheinander oder nebeneinander entbehrenden Chaos befindlich. Sprechen wir den Gedankenblitz aus, bringen wir ihn in ein Nacheinander der Worte hinein. Stellen wir ihn in einem Bild vor, bringen wir ihn in ein Nebeneinander der Formen hinein.
Die Mitte des ersten Kreises umgebend ist ein von einer schwarzen Doppel-Linie umgebenes Dreieck eingezeichnet, in dem vier hebräische Buchstaben stehen. Ich kenne die hebräischen Zeichen nicht, vermute aber dass sie Jehovah oder Jahwe bedeuten.
Den zweiten Schritt zeigt uns die mittlere Kreisfläche. Das unsichtige, unbegreifliche Chaos geht über in ein sichtiges begreifliches Chaos. Es ist immer noch die ungeheure Fülle des Ganzen anwesend, aber es lassen sich Konturen und Beziehungen zwischen dem Konturierten erkennen, so dass wir den Gehalt des intuitiv Geschauten erzählen können. Der sich selbst offenbar gewordene intuitive Wesensgehalt erscheint sich als Keim, der grünende Lebenskräfte enthält, die sich entfalten und der von der wärmenden Kraft der Liebe umhüllt wird, die staunend darauf hinblickt und das Erschienene liebevoll umgibt.
Über der zweiten Kreisfläche steht “DER SICHTIGE BEGREIFLICHE CHAOS“. Er ist der GRUNDT, den ich fassen und einsehen kann. Dies geschieht in der ZEIT, genauer gesagt: indem wir das Ewige aus uns heraus setzen, es er-zählen, zählen wir die ZEIT hervor. Sie ist vorher gar nicht da. Die Ewigkeit bringt die Zeit hervor. Es geschieht also nicht in der Zeit (die doch noch gar nicht ist), sondern es geschieht, das heißt: es legt sich in Schichten ab und dies Geschichte heißt Geschichte. Die Zeit wird.
Was ich jetzt beschrieben habe, ist ein Geschehen im Innersten des erkennenden und frei handelnden Menschenwesens. Doch ist es zugleich das immerwährende Schöpfungsgeschehen des Saturnzustands. Man kann den Anfang nur als freie Handlung verstehen. Ich habe dieses Wort Rudolf Steiners immer zu einfach genommen. Tatsächlich ist Rudolf Steiners Beschreibung des Saturnzustandes nichts anderes als die Beschreibung einer freien Handlung. Die verschiedenen Phasen, von denen Rudolf Steiner spricht, können in der eigenen freien Handlung beobachtet werden. In der Beschreibung der Saturnentwicklung kommt die Wärme nicht als erstes, sondern das zeitlich erste – das bezeichnet jetzt nur die Relation der noch nicht geschiedenen aber verschiedenen Inhalte, kein wirkliches Nacheinander – das zeitlich erste ist ein Werdewille, ein Werden Wollen. Es ist reiner Wille, der noch nicht bestimmt, also noch chaotisch ist. Und Schritt für Schritt beschreibt Rudolf Steiner in der Geheimwissenschaft, wie dieser Wille zu sich kommt, wie er sich spiegelt, sich in sich reflektiert, wie er sich in viele Einzelheiten gliedert, usw.
Zu diesem Verständnis passt auch der hebräische Name im Dreieck der ersten Kreisfläche. Deshalb möchte ich die Kreisflächen lieber als Globen bezeichnen, obwohl der Raum noch gar nicht geschaffen ist. Mindestens das dritte nenne ich gern einen Globus. Es sind Weltenkörper, es sind anfängliche Darstellungen der Geheimwissenschaft.
Die dritte Kreisfläche, der dritte Globus, wird bezeichnet als SIGNAT-STERNEN VON DER ZEIT. Ein rätselhafter Begriff. Unter dem dritten Globus steht: „Aus CHAOS die WIRCKUNG der ELEMENTEN.“. Ich verstehe die Elemente als Prozesse, als den Raum erfüllende Prozesse. Allerdings gilt ähnlich wie beim Entstehen der Zeit: es gibt keinen leeren Raum. Indem die Elemente entstehen, entsteht der erfüllte Raum. Die „WIRCKUNG der ELEMENTEN“ ist nichts anderes als der erfüllte Raum. Die Wirckung der Elemente, das sind stehengebliebene Zeitläufe, Prozesse die nie enden, in denen die Dauer die Zeit erfüllt. Im Bilde ist ein innerer Kreis mit sechs farbigen Blütenblättern. Zwischen den Blättern steht der Name des Herrn: ADONAI. In der Mitte der Sechsblättrigen Blüte befindet sich ein Kreis mit Mittelpunkt: das alte Zeichen der Sonne. Umgeben ist dies kleine Zeichen, das man leicht übersehen kann, von einem ebenso kleinen Davidstern. Aus der Sonne wachsen die sechs Blütenblätter hervor. Zwischen den Blütenblättern des kleinen Kreises stehen die sechs Buchstaben, die das Wort ADONAI bilden.
Die weiße Grundfläche, in deren Mitte die Sonne steht ist durch eine angedeutete Schraffur im unteren Bereich als Kugel gekennzeichnet. Auch die Blätter sind durch Schraffuren als gebogene Flächen gekennzeichnet. Die Sonne strömt den Raum aus.
Um diesen inneren Kreis wölbt sich eine größere Kreisfläche (ein Globus), in der sich die sechs Blütenblätter in den gleichen unterschiedlichen Farben wiederholen. Zwischen den Blütenblättern befinden sich aber nun keine Buchstaben, sondern die Planetenzeichen. Im Kreis, dem Worte Adonai folgend steht über dem A das Zeichen des Mondes, über dem D das Zeichen Jupiters, über dem O das Zeichen des Merkurius, über dem N das Zeichen Saturns, über dem zweiten A das Zeichen der Venus, über dem letzten Buchstaben, dem zweiten I, das Zeichen des Mars.
Alle Blätter, die des inneren wie die des äußeren Kreises, streben vom Mittelpunkt lanzettförmig zur Peripherie. Zwischen den Blättern des inneren Kreises entstehen sechs Innenbereiche, die von den Buchstaben erläutert werden; zwischen den Blättern des äußeren Kreises dehnen sich die Felder, in denen die Planetenzeichen regieren. An der Außenseite des kleinen Kreises erkennt man noch ein kleines Zeichen, angeschmiegt an den inneren Kreis steht da sechsmal, jeweils zwischen den Blattansätzen eine „5“.
Das Blatt, das senkrecht nach oben strebt, hat eine weiße Fläche. Wo das Blatt den äußeren Kreis mit der Spitze berührt, beginnt außen das Wort LICHT. Dieses Blatt wächst zwischen A und D, bzw. zwischen Mond und Jupiter.
Auf der gegenüberliegenden Seite erstreckt sich ein schwarzes Blatt nach unten. Seine Fortsetzung findet es nach unten in dem Wort FINSTERNIS. Das schwarze Blatt wächst zwischen den Buchstaben N und A, bzw. zwischen den Planetenzeichen von Saturn und Venus.
Geht man von dem weißen Lichtblatt im Uhrzeigersinne weiter, kommt als nächstes ein blaues Blatt. Wo es sich zuspitzt, weist es auf das Wort LUFFT. Es wächst zwischen D und O und wird von Jupiter und Mercurius umgeben.
Das dritte Blatt im Uhrzeigersinne ist braun, es wächst zwischen O und N und wird von Mercurius und Saturn umgeben. Es zeigt in Richtung des Wortes ERDE.
Das vierte im Uhrzeigersinne ist das schwarze Blatt, das wie gesagt außerhalb des Kreises durch das Wort FINSTERNIS fortgesetzt wird.
Das fünfte Blatt liegt dem blauen Blatt gegenüber und ist zart grün. Es keimt zwischen A und I, wächst zwischen Venus und Mars und jenseits des äußeren Ringes heißt es an der Spitze des grünen Blattes WASSER.
Das sechste Blatt ist rot, es steht dem braunen gegenüber, keimt zwischen den Lauten I und A und wächst in der Begleitung von Mars und Mond. An der Spitze des roten Blattes steht außerhalb des äußeren Kreises das Wort FEUER.
Dass Licht und Finsternis einander gegenüberstehen, das eine Blatt in die Höhe strebend, das andere in die Tiefe, ist intuitiv sofort verständlich. Im weiteren stehen sich aber die lanzettförmigen Blätter von Luft (blau) und Wasser (grün) gegenüber sowie die von Erde (braun) und Feuer (rot). Dazu läßt sich folgendes sagen: Man kann den Physischen Leib (Erde) als ein Echo des Tierkreises ansehen. Die Zwölfheit der Tierkreisbilder wirkt ja in der Gestaltung der zwölf Teile des physischen Leibes. Den Ätherleib (Wasser) kann man auffassen als Echo der Planetenwelt. Die sieben Lebensprozesse sind ein Echo des Wirkens der Planeten. Den Astralleib (Luft) kann man verstehen als das Erleben des Echos der Planetenwelt. Und das ICH (Feuer) dürfen wir erkennen als das Erleben des Echos der Tierkreiswelt (12 Weltanschauungen). Man kann sich das in folgende Zeichnung bringen:
Fixsternwelt (Tierkreis)
Planetenwelt
Erleben des Echos der Sternenwelt
Erleben des Echos der Planetenwelt
Echo der Planetenwelt
Echo der Sternenwelt
In dieser Zeichnung ist eine besonders intime Beziehung zwischen dem physischen Leibe und dem Ich und eine ebenso enge zwischen dem Ätherleib und dem Astralleib angedeutet. Der physische Leib ist das Echo der Fixsternwelt auf der Erde. Und der Ätherische Leib ist das Echo der Planetensphären auf der Erde. Der Astralleib hinwiederum ist das Erlebnis des Echos der Planetenwelt. Und das Erlebnis des Echos der Sternenwelt nennt sich ICH.
Es handelt sich um dieselbe Zuordnung wie auf der Tafel 25 im Globus rechts oben, wo zusammengehören, dadurch dass sie einander entgegengesetzt werden: Luft und Wasser sowie Erde und Feuer. Sie stehen einander gegenüber wie Laut und Echo.
Ein letztes Element dieses Siegelsternes oder Signat-Sternes muß noch beachtet werden. Zwischen den senkrecht auf dem Rand der Kreisfläche stehenden Worte Licht, Luft, Erde, Finsternis, Wasser und Feuer steht um den Rand herum eine Inschrift, die lautet:
Die WEISHEIT (über dem Mondenzeichen)
Des HERREN (über dem Jupiterzeichen)
Des VERSTANDES (über Mercurius)
Der Erkenntnis (über dem Saturnzeichen)
Opffer des Raths (über dem Venuszeichen)
Der SORGE (über dem Marszeichen).
Diesen Spruch verstehe ich nicht.
In den dritten Globus Signatstern sind über einem Gelee- oder Galertartigen Untergrund sechs Strahlen aufgezeichnet, die ihr besonderes jeweiliges Weben in einem kleinen Kreis und in einem größeren, der den kleinen ringförmig umgibt, ausleben. Sie sind durch die Blattform der einzelnen Strahlen als lebendige Prozesse gekennzeichnet: „Aus CHAOS die WIRCKUNG der ELEMENTEN.“ Der Prozess des Weltenwerdens gelangt auf dieser dritten Stufe zur Ausbildung von Elementen, sie sind das Echo oder die WIRCKUNG der vorigen Stufe des CHAOS. Dieses Echo sind die ELEMENTE. Die Worte besagen nicht, die Elemente haben eine Wirkung, sondern sie sind die WIRCKUNG des CHAOS, die wir Elemente nennen.
Der Prozess setzt sich dann in zwei Stufen nach unten fort.